Ersatzneubau Bezirksgericht Hinwil
Artikel - Ersatzneubau Bezirksgericht Hinwil
Der Ersatzneubau des Bezirksgericht Hinwil tritt als kompakter Solitär in Erscheinung und betont so seine Bedeutung als öffentlicher Bau. Im Zusammenspiel mit der geplanten Wohnüberbauung integriert er sich in die vorhandene Baustruktur aus einzelnen, freistehenden Gebäuden.
Hang- wie Talseitig soll ein attraktiver Zugang mit klarer Adresse geschaffen werden. Ein Gerichtsgebäude kann aber aus funktionalen Gründen (Sicherheit/Schleuse) nur einen Eingang haben. Um dieser widersprüchlichen Anforderung gerecht zu werden, wird unter Ausnützung des abfallenden Terrains ein öffentlicher Weg mit Innenhof durch das Gebäude geführt. An diesem Durchgang liegt der Haupteingang. Der Innenhof wird zum Treffpunkt, bevor das Gebäude durch den Haupteingang betreten wird.
Die Trennung in öffentlichen, halböffentlichen und internen Bereich ist die Basis des Raumkonzeptes. Die Gerichtsäle werden zwischen den internen und halböffentlichen Trakt gespannt. Indem die beiden Trakte nicht parallel angeordnet werden, können die unterschiedlichen Grössen der Säle aufgenommen werden. Dieses einfache, lineare Prinzip kann ohne betriebliche Veränderungen gegen Norden erweitert werden.
Sämtliche Gerichtssäle sind für die Richter direkt durch die interne Zone erschlossen. Für Klienten und Besucher direkt aus der halböffentlichen Zone.
Der Wartebereich in der halböffentlichen Zone dehnt sich vom grosszügigen Treppenhaus mittels Nischen zwischen die abgeschlossenen Besprechungszimmer aus.
Die beiden Erschliessungsriegel werden in Stahlbetonbauweise erstellt. Die Büros und die Besprechungszimmer auf der Aussenseite der Erschliessungsriegel sowie die zwischen den Erschliessungsriegeln liegenden Saaltrakte werden in Holzbauweise erstellt. Die hybride Bauweise folgt der Logik eines optimierten Materialeinsatzes. Der Wechsel der Materialien Beton und Holz prägt auch die Innenräume. Die klare Struktur des Gebäudes wird über diese Materialisierung noch besser lesbar und verspricht ein abwechslungsreiches, überraschendes Durchschreiten.
Die Fassadenkonstruktion ist in nachhaltiger Holzbauweise mit vorgehängter, hinterlüfteter Keramikfassade konzipiert. Eine vertikale Struktur prägt das Erscheinungsbild. Die Vertikalität betont die Situation am Hang, das Gebäude scheint aus dem Gelände zu wachsen. Die dunkelgrüne Keramikfassade wird aus insgesamt fünf Formteilen generiert. Diese sind geschossweise unterschiedlich angeordnet. So entsteht ein geschossweiser, changierender Eindruck.
Das Gerichtsgebäude zeigt sich nicht einfach mit einer Bürofassade, sondern wird mit diesem subtilen Spiel seiner Bedeutung als öffentlicher Bau gerecht. Die Fassade folgt der Struktur des Gebäudes, ist einfach aufgebaut und doch abwechslungsreich, überraschend, neugierig machend. Die Fassade wechselt je nach Jahres- und Tageszeit die Erscheinung. Einmal tritt die horizontale Geschossigkeit in den Vordergrund, einmal die leichte vertikale Progression.
Bauherr: Kanton Zürich
Jahr: 2020 Wettbewerb
Programm: Gerichtsääle, Verwaltung
Geschossfläche: 4’600 m2
Volumen: 15’900 m3